Vom 27. bis 29.
April dieses Jahres fand die 14. CCD-Tagung der VdS-Fachgruppe
CCD-Technik statt, zu der sich rund 20 Interessierte in
Kirchheim/Thüringen zusammenfanden.
Das Programm bot
wie gewohnt jede Menge Informatives auf dem Gebiet der CCD- und
CMOS-Technik, vorgetragen aus den Reihen von Amateuren. Zum
Vorstellen der einzelnen Arbeitsgebiete gab es neben den Vorträgen
am Sonnabend auch außerhalb des offiziellen Tagungsprogramms viel
Gelegenheit. Da über das Tagungswochenende gutes Wetter herrschte,
wurde an beiden Nächten beobachtet. Hierzu konnte auf dem
Sternwartengelände das eigene Instrumentarium aufgebaut werden oder
die Teleskope der Sternwarte benutzt werden.
Am Sonnabend fand das Hauptprogramm im benachbarten
Rudisleben statt. Als erster Vortragender stellte Harald Tomsik
einen Algorithmus zur Farbkalibration vor: Noligcra (NOnLInear
Gradation Colour Retrieval Algorithm). Hierbei machte er auf den
Umstand aufmerksam, dass die Sterne in eigenen Astrofarbaufnahmen im
Vergleich zu Aufnahmen aus dem Profilager farbneutraler, weißlicher
aussehen. Selbst mit einer gewissenhaften Farbkalibrierung ist
diesem Problem nicht beizukommen. Auch unterschiedliche Arten der
Skalierung liefen ins Leere. Erst bei der Anwendung des
vorgestellten Algorithmus stellten sich zufrieden stellende
Ergebnisse ein. Die Grundidee war dabei, pixelweise die
Farbverhältnisse von R, G und B festzuhalten, die R, G und B-Auszüge
zu einem integralen s/w-Bild aufzusummieren, zu skalieren und dann
die pixelweisen Farbverhältnisse wieder herzustellen.
Im darauf folgenden
Vortrag ging Peter Riepe auf eine Anwendung von Noligcra bei dem
Kugelsternhaufen M92 ein. Hierbei wurden die Farbinformationen eines
RGB-Bildes von M92 mit photometrischen Messungen aus der Literatur
korreliert. Es wurde dabei auf das Farben-Helligkeitsdiagramm von
Kugelsternhaufen eingegangen und erklärt, wie nunmehr beliebige
Sterne aus der Aufnahme als Mitglieder des Haufens identifiziert
werden können. Es wurde anschaulich dargestellt, dass Farbaufnahmen
von Kugelsternhaufen eine Vielzahl von orangen und gelben Sternen
zeigen müssten.
Bernd Gährken ging
in seinem Vortrag auf Satteliten als Aufnahmeobjekt ein und zeigte
Aufnahmen bzw. Videosequenzen von Iridium-Flares, Rosetta, der
aufgelösten ISS und ihr Vorüberziehen vor der Sonnenscheibe.
Nach der
Mittagspause stellte Gerd-Uwe Flechsig seinen preisgünstigen
Einstieg in die CCD-Astronomie vor und wägte Vor- und Nachteile
unterschiedlichen Instrumentariums ab. Bernd Brinkmann stellte
nachfolgend HERMINE – die permanente Meteorvideoüberwachungskamera
der Sternwarte Herne vor. Er ging näher auf die verwendete Hard- und
Software ein (Mintron als Kamera, Framegrabberkarte, wetterfestes
Kameragehäuse, Programm:MetRec) und erklärte anschaulich, welche
Schwierigkeit es trotz Bildverarbeitung bedeutet, wahre
Meteorereignisse zu identifizieren. Ziel ist bei diesen Bemühungen
mit einer Nachbarstation Flugbahnen zu bestimmen.
Im nächsten Vortrag
stellten Jürgen Schulz und Thomas Westerhoff ihre Optimierungen vor,
die sie am 50cm-Newton der Sternwarte Kirchheim vorgenommen haben.
Mit Hilfe eines Lüfters konnte das Tubusseeing verbessert werden.
Ein größerer Fokussierer vermied Vignettierungen. Zusätzlich wurden
Maßnahmen getroffen, den Fokus reproduzierbarer einstellen zu können
und Kameradrehungen beim Abnehmen und Anmontieren der CCD-Kamera zu
vermeiden.
In seinem zweiten
Vortrag berichtete Bernd Brinkmann über einen Effekt, der ihm bei
Aufnahmen eines hellen Kometen aufgefallen ist: das so genannte
„Residual Bulk Image“. Hierbei werden beim Auslesen des CCD-Chips
nicht alle Ladungen ausgelesen mit dem Resultat, dass einem
nachfolgend ausgelesenem Bild ausgebrannte Bereiche des
Vorgängerbildes als Geisterbild überlagert sind. Selbst nach
zweimaligem Auslesen war dieses Geisterbild noch nachzuweisen. Eine
Korrektur dieses Effektes ist nicht möglich.
Bernd Gährken hielt
danach einen Vortrag mit dem Titel: „Fotografie astronomischer
Objekte am Taghimmel“. Hierbei stellte er Aufnahmen vor, bei denen
er sich von hellen Objekten zu immer schwächeren vortastete. Er
präsentierte Protuberanzen, Merkur, Venus im UV, Doppelsterne.
Weiter ging es mit einem wenige Stunden alten Mond im IR bei 1000nm,
dem Kometen McNaught neben der Sonne, dem Zentralteil des
Orionnebels und einigen hellen PNs! Hierbei wurden OIII- und
Polfilter eingesetzt.
Bernd Brinkmann
stellte nachfolgend das Programm Astrometrica in einem kleinen
Workshop vor. Den besonderen Schwerpunkt bildete bei diesem Vortrag
die Konfigurierung des Programms dar. Eine recht trockene Thematik,
die aber entscheidend für das erfolgreiche Arbeiten mit Astrometrica
und dem Vermessen von Objektpositionen ist.
Der Vortragsreigen
wurde abgeschlossen mit dem Erfahrungsbericht über den Bau einer
Hofsternwarte mit einfachen Mitteln von Renato Röckl.
Allen Organisatoren
und Mitstreitern, die diese Tagung ermöglicht haben, gilt mein
besonderer Dank.
Dennis Möller,
VdS-Fachgruppe CCD-Technik
|